Englische Version dieses Artikels
Viele der Menschen, die beim Wild Moon oder ähnlichen Programmen teilnehmen sind auf die eine oder andere Weise auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens, ihrer Lebensaufgabe, oder ihrem Platz im Leben. Sie hoffen, in der Natur Antworten zu bekommen, die sie sonst bisher nirgends gefunden haben. Aber ist der Wild Moon wirklich die Lösung? Dazu müssen wir etwas tiefer blicken…
Woher kommt diese Suche nach dem Sinn?
Die Sinnsuche tritt vor allem dann verstärkt auf, wenn wir auf dem Weg der Selbstverwirklichung sind. Dadurch kann leicht die Idee aufkommen, dass sie ein Zeichen dafür ist, dass wir alles richtig gemacht, und alle anderen Bedürfnisse der Maslow’schen Bedürfnispyramide erfüllt haben.
Wenn wir aber längere Zeit in der Natur verbringen, und uns mehr und mehr als Teil des uns umgebenden Ökosystems erfahren, hört bei vielen die Suche nach dem Sinn des Lebens auf. Und das liegt nicht daran – wie man meinen würde -, dass wir dann so stark damit beschäftigt sind, all unsere anderen Grundbedürfnisse zu erfüllen.
Vielmehr liegt es daran, dass wir direkter mit unseren grundlegenden Bedürfnissen verbunden sind. Wir erkennen und erleben, was wir wirklich brauchen, damit es uns gut geht. Es fallen die Projektionen weg, was wir glauben zu brauchen. Das verkrampfte Festhalten an scheinbarer Sicherheit fällt ab. Übrig bleibt das erkennen, dass diese wesentlichen Grundbedürfnisse oft leichter zu befriedigen sind als wir denken.
Aber wie war das früher?
In der Vergangenheit hatten wahrscheinlich nicht sehr viele Menschen dieses Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit des Lebens. Sie mussten sich viel aktiver und direkter mit der Deckung ihrer Grundbedürfnisse auseinandersetzen. Dadurch war der Sinn ihres Lebens viel stärker erlebbar, und die meisten wussten wofür sie tun was sie tun.
Das bedeutet nicht, dass wir wieder in eine Zeit zurückgehen sollten, wo das Leben (aus unserer heutigen Perspektive) nur hart war, und wir ums Überleben kämpfen mussten. Es zeigt stattdessen auf, dass das Bedürfnis, einem Sinn für unser Leben zu finden, beispielsweise durch den Aufenthalt in der Natur eine stabilere Basis bekommen kann.
Das Gefühl der Leere
Die Suche und Hoffnung auf etwas, das die Leere in uns füllt, die uns nach dem Sinn in unserem Leben suchen lässt, hat eine große Auswirkung auf unser Wohlbefinden. In diesem Zustand der Leere sind wir sehr offen, in Projektionen zu kippen und manipuliert zu werden, dass wir etwas im Außen brauchen. Diese Projektionen halten uns davon ab, das zu sehen und das zu leben, was uns eigentlich gut tut und glücklich und erfüllt macht.
Es kann also sehr leicht sein, dass die Sinnsuche kein Zeichen dafür ist, dass alle unsere anderen Bedürfnisse erfüllt sind, sondern einfach nur ein Symptom unserer kranken, sicherheits- und bequemlichkeits-fanatischen Welt.
Basierend auf dieser Hypothese fällt die Sinnsuche weg, sobald wir ein zutiefst natürlich ausbalanciertes Leben führen. Ausbalanciert aber nicht in der Form, dass alles immer toll ist, sondern dass wir körperliche, geistige und seelische Herausforderungen haben, die direkter mit den grundlegenden Bedürfnissen verbunden sind.
Selbstermächtigung schenkt Sinn
Es kann beispielsweise zutiefst erfüllend sein, selbst, mit dem eigenen Körper, dafür sorgen zu müssen, dass es uns im Winter warm ist. Egal ob das nun körperliche Bewegung ist, oder Holz zu hacken und ein Feuer zu machen und dieses am Leben zu halten. Ja, es ist auch anstrengend, und kann manchmal sehr herausfordernd sein. Aber es birgt auch eine direkte Belohnung bzw. ein direktes Feedback. Wir wissen warum wir es tun. Es ergibt einen Sinn, ohne dass wir uns nach dem Sinn fragen müssen. Dann hören wir auf zu denken, und tun einfach. Im Moment.
Auch das pflanzen, pflegen oder ernten essbarer Pflanzen kann körperlich herausfordernd sein, aber nährt nicht nur unseren Körper sondern auch unseren Geist und unsere Seele.
Es gibt viele Aspekte in unserem Leben, die durch „Luxusgüter“ – wie etwa Zentralheizungen, Supermärkte oder Strom – zweckentfremdet wurden, und uns ein kleines Puzzleteil unseres Lebenssinns geraubt haben.
Ein Teil des Puzzles
Wenn wir also beispielsweise eine Zeit lang in der Wildnis leben, und wieder direkter mit unseren grundlegenden Bedürfnissen verbunden sind, stellt sich für die meisten die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht mehr, weil wir sie uns mit jedem Schritt und jedem Handgriff den wir tun, bereits selbst beantworten.