Abschluss vom vergangenen und Beginn des neuen Jahres – Teil 2: Wintersonnwende

Sonnwendfeuer

Dies ist der zweite Teil einer dreiteiligen Serie über naturverbundene Jahresend-Rituale. Wenn du mehr über den Abschluss des vergangenen und Beginn des neuen Jahres erfahren möchtest, findest du das in Teil 1 – Sperrnächte und Teil 3 – Rauhnächte.

Dieses Jahr fällt der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres auf den 21. Dezember. Das bedeutet nicht nur, dass laut dem Kalender jetzt (erst) der Winter beginnt. Es bedeutet so viel mehr.

Was passiert in der Natur?

In der Natur bedeutet es, dass die Pflanzen sich in ihren stabilen Kern zurückziehen, zu ihren Wurzeln zurückkehren, und darauf vertrauen, dass das was sie aufgebaut haben übers Jahr oder über die Jahre stabil und ausdauernd genug ist, um den Winter zu überstehen. Weil weniger Energie zur Verfügung steht, entscheiden sie, dass nur die lebenswichtigsten Anteile wirklich versorgt werden. Der Rest wird sich selbst überlassen.

Im Tierreich ist auch Rückzug angesagt. Bei Rudeltieren heißt es dann zusammenrücken. Die Energie der Gruppe nutzen um gemeinsam weniger zu verbrauchen. Einzelgänger suchen sich hierfür andere Wege, um mit dem verringerten Nahrungsangebot umzugehen. Aber auch für sie gilt es, Energie zu sparen.

Die Bedeutung des Winters

Der Winter in der Wildnis wirkt oft wie ein bitterer Überlebenskampf, und ist es natürlich großteils auch. Da jedoch in der Natur nichts passiert, das nicht auch irgendem nützlich ist, gibt es auch Aspekte des Winters, die sich aus einer ganzheitlichen Perspektive positiv auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirkt.

Die Kälte und das stark reduzierte Nahrungsangebot bzw. die geringere Sonneneinstrahlung führen dazu, dass sowohl Pflanzen als auch Tiere aufgrund dieser geänderten Umstände natürlicherweise ihren Energieverbrauch reduzieren. Es wird bei jeder Bewegung überlegt, ob sie gerade wirklich notwendig ist, oder nicht. Dieses Besinnen oder Reduzieren aufs Wesentliche ist nicht nur überlebensnotwendig, sondern stärkt auch den jeweiligen Organismus.

Bei einem Baum kann man es besonders gut sehen. Hat er zum Beispiel in einem besonders üppigen Jahr stärker ausgetrieben als normalerweise, so kann es sein, dass das Gesamtsystem Baum dieses starke Wachstum, und somit den erhöhten Nährstoffbedarf in den kommenden Jahren nicht erhalten kann und er sich verausgaben würde. Dadurch, dass aber der Winter ein Teil des Zyklus ist, zieht sich der Baum in seine Wurzeln zurück und fokussiert sich auf das Wesentliche, aufs Überleben. Das Absterben einzelner Äste oder Zweige ist im Gesamtlebenszyklus des Baumes daher vernachlässigbar, und sogar wichtig, weil dadurch die Energie auf weniger Äste aufgeteilt werden muss.

Aber was bedeutet das für uns?

Auch für uns ist es wichtig, sich in regelmäßigen Abständen die Zeit zu nehmen, den Organismus (also etwa im Bezug auf berufliche oder sonstige Aktivitäten) auf das wesentliche herunterzufahren, um dadurch wieder klarer zu sehen, was für uns “überlebenswichtig” ist. Worauf wir – damit es uns gut geht – nicht verzichten können. Lässt man also für eine definierte Zeit die anderen Dinge weg, so kann auch der Körper, der Geist und die Seele wieder klar erkennen, was wirklich wichtig ist.

Da wir uns durch geheizte Räume elektrisches Licht und diverse andere Annehmlichkeiten die Notwendigkeit genommen haben, inne zu halten, liegt es nun in unserer Eigenverantwortung, dennoch solche Inseln im Alltag zu schaffen. Und die dunkelste Jahreszeit ist hierfür ideal geeignet.

Reflexion

Als Inspiration möchte ich dir daher ein paar mögliche Fragen liefern, die du für deine Reflexion nutzen kannst:

  • Was will ich stärken und erhalten, weil ich es für mich lebenswichtig ist? — Und was kann ich sterben lassen?
  • Wie viel Energie brauche ich für diese lebenswichtigen Funktionen? — Und sind sie wirklich alle lebensnotwendig?
  • Wo bin ich in meinem Tun aufgrund von speziellen Situationen überproportional gewachsen? — Und kann ich das alles mit der verfügbaren Energie auch auf längere Sicht gut versorgen?
  • Wo soll im nächsten Jahr mein Licht stärker scheinen? — Was will wachsen?

Zum Reflektieren kannst du zum Beispiel die einzelnen Antworten auf Zettel schreiben, und diese dann rituell einem der Elemente (Feuer, Wasser, Erde oder Luft) übergeben. Ich persönlich finde das Feuer als Transformationskraft meist besonders kraftvoll. Aber bei der Form des Rituals sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Alles womit du dich wohl fühlst darf hierzu genutzt werden.

Wir wünschen dir eine kraftvollen und energiegeladenen kürzesten Tag, und eine transformierende längste Nacht, die das Licht stärkt, damit es bis zum nächsten Frühling wieder zurückkommen kann.

Wenn du diese Reflexion gerne im Kreis von anderen und in Begleitung von den Wilden Wurzeln machen möchtest, und du heute in Wien bist, dann komm doch einfach vorbei bei unserem Wintersonnwend-Abend.

Hinterlass uns gerne auch Kommentare, wie es dir beim Reflektieren ergangen ist, und ob du die Hinweise und Fragen gut nutzen und einbauen konntest.

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